Lest eine wahre Geschichte aus Schwalmtal in Deutschland, Damaskus in Syrien und Jakarta in Indonesien, passiert von 2015 bis 2016, erlebt und aufgeschrieben von Biggi Mestmäcker. Beim „Kochen über den Tellerrand“ lernte sie den syrischen Familienvater Elias kennen, freundete sich mit ihm an und half ihm gegen alle Widerstände, Frau und Sohn aus Damaskus an den Niederrhein zu holen. Wer das Buch liest, erlebt die Ohnmacht, die Hoffnung, die Sehnsucht und die Angst als die steten Begleiter einer intensiven Zeit. Heute ist Biggi im Interview in meinem Blog zu Gast:
Die erste Frage, die sich mir stellte, als ich mit dem Buch fertig war: Ist das wirklich alles so passiert oder hat Biggi Mestmäcker dramaturgisch nachgeholfen? Und, haben Sie?
Die Geschichte ist komplett wahr. Da ist kein einziges Wort dazu gedichtet.
Wenn man ihr Buch liest, denkt man mehr als einmal: Solche Geschichten kann man nicht erfinden, die kann nur das Leben schreiben. Das aber ist schwer planbar. Wann wussten Sie, dass sie diese Geschichte als Buch aufschreiben wollen? Wie ist diese Entscheidung gereift?
Ich habe ursprünglich gar nicht geplant, diese Geschichte zum Buch zu machen. Es ist entstanden, weil ich meine Erlebnisse einfach aufschreiben musste. Ich war vor einem Jahr, in diesem Juni 2016 so voll mit Emotionen, mit Wut, Liebe, Freude, Angst und Erleichterung, riesiger Erleichterung, dass ich ein Ventil brauchte. Und was macht eine Texterin dann? Sie schreibt. Schreiben macht frei. Gedacht war es aber ursprünglich nur als privates Tagebuch.
Erst als alle, denen ich von dem Familiennachzug erzählte, immer wieder sagten: Daraus musst du ein Buch machen, diese Geschichte ist ja einfach unglaublich, erst dann reifte die Idee und nahm Gestalt an.
Als Sie die Geschichte aufgeschrieben und als Buch zur Veröffentlichung gebracht haben, welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
Hoffentlich lesen es möglichst viele Verantwortliche. Und – ich hatte 1.200 Euro für Eigenexemplare ausgegeben – hoffentlich werde ich diese vielen Bücher überhaupt jemals los. Nach drei Wochen habe ich Nachschub bestellt…
Ich investiere viel Arbeitszeit in meine Blogbeiträge, beachte journalistische Kriterien und stelle viel weiterführende Information zur Verfügung. Das alles stelle ich kostenlos für alle zur Verfügung – ohne bezahlte Werbung auf meiner Seite. Aber natürlich muss auch ich im Supermarkt mit Euros bezahlen. Daher freue ich mich, wenn du meine ehrenamtliche redaktionelle Arbeit unterstützt.
Das Buch ist teilweise als Bericht verfasst und teilweise wie eine Reportage. Man sieht den Film förmlich vor Augen und fiebert mit den Protagonisten mit. Woher konnten Sie sich so gut an die Daten erinnern?
Diese Monate mit Elias in unserem Haus waren eine so intensive Zeit, der Familiennachzug eine so fesselnde Angelegenheit – ich glaube, all das vergesse ich nie wieder. Ein Kollege im Asylkreis hat mir gedankt für dieses Buch und dass ich trotz des großen Stresses während dieser Zeit alles so gut dokumentiert habe. Nein, ich habe gar nichts dokumentiert. Ich habe die ganze Geschichte aus dem Kopf einfach chronologisch aufgeschrieben. Das war alles noch präsent. Klar habe ich nach Fertigstellung der Rohfassung einen Faktencheck gemacht, alles mit meinem Kalender abgeglichen und noch mal alle E-Mails und Whatsapp-Nachrichten durchgesehen und hie und da Korrekturen vorgenommen. Aber das war es dann auch schon.
In nur einem Monat 13 Rezensionen bei amazon und alle top-bewertet, einige Zeitungsberichte und weitere Erwähnungen on- und offline. Alle Achtung. Ein toller Erfolg, erst recht für ein Buch in einem kleinen Selbstverlag ohne große PR- und Marketingkampagne. Wie viele Bücher wurden denn bis jetzt verkauft und wie geht es weiter? Haben sich schon ein Verlag oder eine Produktionsfirma gemeldet, um die Geschichte einem größeren Publikum zu präsentieren?
Danke schön. Ich freue mich auch sehr über den gelungenen Start. Allerdings muss ich korrigieren – es gibt zwar keine große Marketingkampagne, aber dennoch tue ich einiges für das Marketing. Vom Bücherschreiben verstehe ich nicht viel – es ist mein erstes Buch – aber (Online-)Marketing ist mein Beruf. Und so versuche ich, meine Kenntnisse auf das Buchmarketing zu übertragen und natürlich ist mir dabei mein sehr großes Netzwerk eine große Hilfe. Ich werbe im Grunde täglich für mein Buch – auf die ein oder andere Art. Aber vor allem immer so, wie ich mich seit über 20 Jahren im Internet bewege: Authentisch, offen und sehr persönlich.
Mein Buch ist am 9. Juni erschienen. Seither habe ich ca. 300 Bücher verkauft. Ein Verlag hat sich noch nicht gemeldet, warum auch? Das Buch ist ja bereits verlegt, ich bin als Self-Publisherin mit meinem Dienstleister Tredition sehr zufrieden. Aber eine Produktionsfirma, die daraus einen großen Kinofilm macht, die dürfte mich gerne mal anrufen. 😉
Bis das passiert, werde ich für die Promotion tun, was ich kann. Nicht in Gewinnabsicht, sondern weil diese Geschichte Öffentlichkeit verdient. Sie ist exemplarisch dafür, wie hier Grundrechte missachtet werden. Nicht alle Leute hatten so viel Glück wie Elias und Mari. Es gibt noch so viele Familien, die noch getrennt sind. Ich bewundere jeden geflüchteten Familienvater, der schon seit zwei oder mehr Jahren in Deutschland ohne seine Familie ist, dafür, dass er noch hier ist. Und dass er – oder sie – ja es gibt auch Fälle, da sind die Frauen allein gereist und der Vater blieb zurück, weil das Geld nicht für alle reichte – die Kraft aufbringt, an der Warterei nicht kaputt zu gehen. Von den Nöten der Familien im Kriegsgebiet ganz zu schweigen …
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Umweg Jakarta von Biggi Mestmäcker, erschienen im Juni 2017 bei tredition, zweisprachig Deutsch und Arabisch. https://umweg-jakarta.de/
Tredition ist ein Self-Publisher-Verlag. Das Buch wird also eigenes für euch gedruckt. Falls ihr es zu einem bestimmten Termin braucht, plant ein paar Tage Zeit ein, bis es da ist.