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Design Thinking: Was ist das und wann ist es sinnvoll?

Noch so ein Wort, das plötzlich 1.000-fach in meiner Timeline auftaucht: Design Thinking. Kann man Gedanken gestalten? Hm… Was klingt, wie aus der Abteilung Gehirnwäsche, lässt sich besser übersetzen mit: Denken wie Kreative. Ziel von Design Thinking ist es, gute und tragfähige Innovationen und Lösungen für Probleme zu finden.

Design Thinking Design Thinking | Innovation | kollarborative Arbeitsmethoden Glossar

Was ist Design Thinking?

Design Thinking bedient sich dabei der Methoden und Techniken aus der Kreativbranche und der Erkenntnisse aus der Kreativitätsforschung. Design Thinking ist ein Rahmen, ein Framework, das aus diesen Methoden und dem Wissen um die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns einen strukturierten Prozess formt, welcher es erleichtert, um die Ecke und über den Tellerrand zu denken. Es geht also darum, das Gehirn, das Mindset in Bewegung zu setzen, auf dass es neue Dinge denkt und dabei Ideen und Lösungen erkennt. Diese werden in einer iterativen Schleife zu marktreifen und erfolgreichen Lösungen verbessert.

Wer steckt hinter Design Thinking?

Gefördert und vorangetrieben wird Design Thinking vom Hassno-Plattner-Institut an der Stanford-University in Palo Alto, Kalifornien. Inzwischen gibt es ein solches Institut auch in Deutschland. Entwickelt wurde Design Thinking von David Kelley (Gründer der Innovationsberatung IDEO, Elektroingenieur und Produktdesigner), Terry Allen Winograd (Informatiker, forscht zu KI) und Larry Leifer (Industriedesigner, Prof. Stanford).

Wie funktioniert Design Thinking?

Wie schon beschrieben, geht es beim Design Thinking um Innovationsprozesse. Aber was macht eine Innovation erfolgreich? Dafür muss sie drei Voraussetzungen erfüllen: Sie muss nützlich, wirtschaftlich und mit den vorhandenen technischen Methoden machbar sein. Diese drei Elemente (Mensch, Technologie, Wirtschaft) stellt Design Thinking in den Mittelpunkt. Der Mensch und seine Bedürfnisse spielen dabei die zentrale Rolle.

Recherche kostet Zeit

Ich investiere viel Arbeitszeit in meine Blogbeiträge, beachte journalistische Kriterien und stelle viel weiterführende Information zur Verfügung. Das alles stelle ich kostenlos für alle zur Verfügung – ohne bezahlte Werbung auf meiner Seite. Aber natürlich muss auch ich im Supermarkt mit Euros bezahlen. Daher freue ich mich, wenn du meine ehrenamtliche redaktionelle Arbeit unterstützt.

Der Design-Thinking-Prozess erfolgt dabei in logisch aufeinanderfolgenden Schritten:

  • Zuerst einigt sich das Team auf ein gemeinsames Verständnis.
  • Im nächsten Schritt taucht es in die Welten der Zielgruppe ein und versucht, deren Bedürfnisse möglichst genau und aus vielen Perspektiven zu verstehen.
  • Daraus werden dann Ideen und
  • später Prototypen entwickelt.
  • Diese werden getestet und
  • der Prozess beginnt von neuem, um immer besser zu werden.

Für wen ist Design Thinking geeignet?

Das ist im Grunde nicht vorgegeben. Mit Design Thinking kann man Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Man kann es aber auch in der Organisationsentwicklung einsetzen und über neue Geschäftsmodelle nachdenken oder über Digitalisierungsprozesse.

Und natürlich kann man Design Thinking für Kreativprozesse einsetzen, etwa zum Finden guter Themen für das Content-Marketing. Da guter Content immer wichtiger wird, ist es sinnvoll, das Ohr an der Zielgruppe zu haben und Geschichten zu erzählen, die nützlich, hilfreich und unterhaltsam sind.

Ob die Zielgruppe, in die es sich hineinzudenken gilt, potenzielle Kund*innen sind oder von Digitalisierung oder anderen Change-Elementen betroffene Mitarbeitende oder alle, hängt vom Projekt und dessen Ziel ab.

Design Thinking fördert kollaborative Arbeitsmethoden und ist insofern, ebenso wie Working-out-loud dafür geeignet, agile Unternehmenskulturen zu entwickeln.

Welche Voraussetzungen braucht Design Thinking?

Ein Team mit T-Profil

Damit ein solches Vorgehen funktionieren kann, muss das Team sowohl inhaltliche Tiefe mitbringen, als auch die Fähigkeit, über die eigene Fachlichkeit und Betroffenheit hinaus zu denken. Dorothy Leonard-Barton (Harvard Business School) nennt das Zusammenspiel dieser beiden Voraussetzungen T-Shape-Concept, deutsch T-Profil. Das bedeutet, inhaltliche Tiefe wird kombiniert mit generalistischen Kompetenzen.

Konkret sieht das für Design Thinking dann so aus:

Die Gruppe sollte möglichst divers sein. Das heißt: Je nach Projekt sind das verschiedene Fachbereiche, Berufsgruppen, Abteilungen oder aber verschiedene Altersgruppen, Geschlechter, Hierarchieebenen, kulturelle Hintergründe. Aus diesem Bereich bringt jedes Gruppenmitglied die Wissenstiefe und einen sehr spezifischen Blickwinkel mit, der in den Prozess eingebracht wird.

Jedes Gruppenmitglied sollte außerdem ein offenes Mindset haben. Es muss sich für die Weltsicht anderer interessieren und neugierig darauf sein, wie man Dinge anders auch betrachten kann. Und es benötigt eine hohe Kommunikationsfähigkeit. Diese Fähigkeiten sind nötig, damit der wertschätzende Austausch funktioniert und die Gruppe von den Perspektiven und Erfahrungen der anderen als Ganzes lernen und ihre Erkenntnisse in das Produkt, die Lösung einbringen kann.

Einen Raum, der kreatives Denken fördert

Das dritte, für Design-Thinking typische Element, ist der Raum, inklusive der mobilen Einrichtungsgegenstände und der Vielfalt des Materials. Aus der Lerntheorie wissen wir, dass es unterschiedliche Denk- und Lerntypen gibt.

Kreative kennen das: Wann einen die Muse küsst, weiß mensch nie. Viele Kreative haben im Laufe ihrer Schaffensprozesse irgendwelche Macken oder Marotten ausgebildet, die an bestimmten Stellen des Prozesses stattfinden, deren Sinnhaftigkeit auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, die aber wichtig ist, damit die Ideen fließen.

Es ergibt keinen Sinn, darüber entscheiden zu wollen, ob es besser ist im Stehen, Gehen, Sitzen oder Liegen zu arbeiten. Ebenso ist es egal, ob man lieber mit Exceltabellen, Mindmaps oder Wänden voller Striche, Pfeile und Post-its arbeitet. Manche schwören auf Graphic Recording oder müssen beim Denken reden.

Design Thinking möchte der Kreativität Raum geben. Deswegen sind die Räume so ausgestaltet, dass man mit mobilen Wänden Rückzugsräume schaffen, sich an Boards austoben oder sich im Raum bewegen kann.

Welche Methoden werden bei Design Thining eingesetzt?

Wir haben gesehen: Design Thinking ist nicht eine einzelne Methode, sondern eher ein Gerüst, ein Framework, in dem sich gut kreativ arbeiten und Neues entwickeln lässt. Es besitzt eine spezifische Gruppenstruktur, die in einem besonderen Raum einen definierten Prozess durchläuft. In den einzelnen Schritten können all die Methoden eingesetzt werden, die auch sonst für Querdenk- und Kreativprozesse genutzt werden. Die Hutmethode, ein Brainwriting oder ein Brainstorming, um drei Beispiele zu nennen. Je nachdem, um welches Projekt es geht, werden Personas erschaffen, Szenarien entwickelt, Mindmaps angelegt oder Perspektiven gegenübergestellt. Im Grunde ist jede Methode erlaubt, die die kleinen grauen Zellen dazu bringt, die Komfortzone und das Gewohnte zu verlassen, um Neues zu Denken und zu Entwickeln.

Warum gibt es so einen Hype um Design Thinking?

Der Hype um Design Thinking entsteht aus der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation, in der wir uns befinden: Große Veränderungsprozesse treiben die Unternehmen und Menschen vor sich her. Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel und demografischer Wandel fordern alte Wirtschaftsformen, Denkmuster, Gewohnheiten heraus. Ein ‚Weiter so‘ funktioniert nicht. Aber wie dann? Die Management-Sprache hat für diese Weltlage sogar ein eigenes Wort, VUCA (kurz für volatility, uncertainty, complexity, ambiguity, ausführlich in diesem Blogbeitrag).

Gleichzeitig leben wir in einer Informationsüberforderung. Unternehmen haben heute zwar mit Bigdata mehr Informationen über ihre potenziellen Kund*innen als es sich auch nur eine Generation vorher hätte träumen lassen. Aber es ist auch schwieriger geworden, in den zahlreichen Bubbles und Milieus überhaupt wahrgenommen zu werden, geschweige denn Vertrauen aufzubauen. Wir alle werden so zugeballert mit viel zu vielen Texten, Bildern und Tönen, dass viele Menschen sich abwenden, neuronale Schutzmechanismen aufbauen und Informationsreize ausblenden.

Aufmerksamkeit bekommt dagegen, wer Menschen wirklich bei ihren Bedürfnissen abholt. Denn dann schaltet das Hirn auf Hinsehen, Hinhören, Beachten. Und auf das genaue Erkennen dieser Bedürfnisse legt Design Thinking großen Wert.

Ich denke diese beiden Faktoren sind es – der hohe Innovationsdruck gepaart mit der Notwendigkeit, die Stakeholder verstehen zu müssen -, weshalb Design Thinking so gehypt wird.

Ist Design Thinking wirklich neu?

Das ist eine philosophische Frage. Ähnlich wie bei WOL werden bekannte Methoden und Erkenntnisse über das menschliche So-Sein zu einem Framework beziehungsweise einem Prozess verbunden. Ist das neu? Jein.

Es ist letztlich egal, ob es neu oder nur neu zusammengerührt ist. Niemand muss ständig das Rad neu erfinden. Schön wäre es freilich, wenn dabei nicht so getan wird, als ob ein neuer Begriff der Erfindung der Elektrizität gleicht. Andererseits: Würden alte Methoden nicht in einem neuen Bundle als neues Produkt verkauft, würden sie kaum so viele Abnehmer finden.

Wichtig ist letztlich: Design Thinking fördert interdisziplinäres und kollaboratives Arbeiten und bringt mit seiner Methode die kleinen grauen Zellen in Schwingung, so dass unser Gehirn alte Muster verlassen und neue Gedanken und Lösungen entwickeln kann. Das ist gut.

Ich bin recht sicher, dass auch Albert Einstein schon nach Design-Thinking-Manier gearbeitet hat, auch wenn es den Begriff zu seiner Zeit nicht gab. Aber das Wesentliche dazu hat er gesagt: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Und diesen Satz sollte sich heute jed*er dick hinter die Ohren schreiben. Viel zu oft hängen wir im Entweder-oder und in binären Denkstrukturen fest. Doch genau die sind es, die zahlreiche Probleme verursacht haben. Binäre Denkstrukturen denken in Kategorien und Schubladen, in ja oder nein, richtig oder falsch. Die Welt um uns herum ist aber meistens viel bunter und vielfältiger und es gibt zwischen schwarz und weiß viele Farben und fliesßende Übergänge. Ein Sowohl-als-auch ist komplexer zu denken, da stets ein Spannungsfeld gedacht werden und abgewägt werden muss, aber es ist beweglicher (agiler) und oft nützlicher.

Bildnachweis: Das Glossarbild im Titel ist von mir.

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