Christoph I. hat viel Zeit seines Lebens in unterschiedlichen Ländern Europas, Afrikas und Asiens verbracht. Gleichzeitig ist er bodenständig. Mit acht Jahren zogen seine Eltern mit ihm von Mainz ins Rheinland. Christoph wuchs in Kerpen auf, studierte in Bonn und zog nach dem Studium nach Köln. War Köln jahrelang die Basis zwischen den Auslandsaufenthalten des Unternehmensberaters, so ist es heute der Lebensmittelpunkt, die Stadt, in der der 47-jährige mit seiner Familie lebt. Ich wollte von ihm wissen, was Identität für ihn bedeutet.
Interview:
Wie würdest du deine Einstellung zum Thema Identität oder Identitäten beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Natürlich hat sich meine Identität stark verändert, so wie es bei wohl jedem mit den Jahren passiert ist. Während der Zeit als Student war ich bestimmt ein anderer als jetzt als Familienvater. Ich habe mich nie nach meiner Einstellung zu Identitäten als abstraktem Begriff gefragt.
Bist du oft umgezogen? In welchen Ländern und an welchen Orten hast du gelebt?
Wenn ich ein halbes Jahr als Mindestaufenthalt zum Maßstab nehme, komme ich auf sieben Länder in Europa, Afrika und Asien: Außer in Deutschland lebte ich in Frankreich, Vietnam, Libanon, Tansania, Malawi und Griechenland.
Gibt es eine Phase in deinem Leben, in der du dich stark umstellen musstest, weil plötzlich alles anders war? Was war das Schwierige?
Mein erster langer beruflicher Aufenthalt im Ausland war in Tansania. Da habe ich mich in der Tat sehr umstellen müssen, was ich aber immer als abenteuerlich und positiv empfunden habe – eine tolle Zeit. Die Umstellung fand auf einigen Ebenen statt: Zunächst einmal natürlich die doch in vieler Hinsicht andere Kultur in praktisch jedem Aspekt des Alltags. Während der Lernprozess bei den einfachen Dingen wie Einkaufen oder dem Verhalten in Kneipen noch entspannt war und kleine Fehler meist lustig endeten, sah es bei der Arbeit schon anders aus. Die Balance zwischen unternehmerischen Erfolg und den Mitarbeiterinteressen zu finden, war nicht immer einfach. Spätestens, wenn man bedenkt, wie viele Menschen materiell vom Einkommen eines Mitarbeiters abhängen, sollte man sich bei seinen Entscheidungen gut überlegen, was man anrichten kann.
Ich investiere viel Arbeitszeit in meine Blogbeiträge, beachte journalistische Kriterien und stelle viel weiterführende Information zur Verfügung. Das alles stelle ich kostenlos für alle zur Verfügung – ohne bezahlte Werbung auf meiner Seite. Aber natürlich muss auch ich im Supermarkt mit Euros bezahlen. Daher freue ich mich, wenn du meine ehrenamtliche redaktionelle Arbeit unterstützt.
Denk bitte an deine Grundschulzeit. Welche Bilder, Gefühle und Erlebnisse aus dieser Zeit sind dir präsent? Was ist dir aus deiner Jugend als besonders wichtig in Erinnerung?
Ich habe die Grundschulzeit durch einen Umzug innerhalb Deutschlands zweigeteilt erlebt. An beide Phasen erinnere ich mich gern zurück, insbesondere an die Freundschaften, die teilweise noch heute bestehen. Auch bei den Erinnerungen an die Jugend spielen Freundschaften eine große Rolle, na ja, und der ganze lustige Pubertätsquatsch eben.
Was bedeutet für dich Heimat und wo fühlst du dich heute zuhause? Welche Bilder, Gerüche oder Gefühle verbindest du mit dem Begriff Heimat?
Gar nicht so einfach, hier eine gute Antwort zu formulieren. Örtlich liegt schon Köln weit vorn, obwohl ich weit weniger als die Hälfte meines Lebens hier verbrachte. Im Moment kann ich mir viele Orte als potenzielle Heimat vorstellen, solange ich dort mit meiner Familie glücklich sein kann.
Stell dir vor, du musst wegziehen in eine weit entfernte Stadt oder sogar in ein anderes Land. Welche drei Dinge brauchst du unbedingt, damit du am neuen Ort ankommen kannst?
Meine Frau, meinen Sohn und meine Tochter.
Die Frage „Woher kommst du eigentlich?“ ist in Deutschland alltäglicher Gegenstand von Smalltalk. Jeder vorhandene oder fehlende Dialekt oder Akzent, das Aussehen und andere Merkmale werden zum Anlass von Fragen, manchmal aus Neugierde, manchmal um über etwas anderes als das Wetter zu reden und manchmal belastet von Vorurteilen und Erwartungen. Was denkst du über die Frage und wie gehst du damit um, wenn du auf deine Herkunft angesprochen wirst?
Ich denke an nichts Intensives zu dieser Frage und ich sehe keinen Grund, keine offene und wahrheitsgemäße Antwort zu geben, wenn ich gefragt werde.
Gibt es andere Fragen als die nach der Herkunft, die du gefühlt jedes Mal gestellt bekommst, wenn du auf neue Menschen triffst? Welche und was machst du, wenn du davon genervt bist?
Nein, es gibt keine typische Frage dieser Art und bestimmt keine, die nervt.
Gibt es einen Glaubenssatz, der dich leitet und begleitet?
Nein, trotz klarer Vorstellungen von richtig und falsch.
Was ist für dich die größte Herausforderung unserer derzeitigen Gesellschaft?
Die nicht zu übersehenden Risse, die das kapitalistische System zu reparieren hat, und den zu beobachtenden Verdruss vieler Menschen bezüglich der europäischen Einigung. Was für ein jämmerliches Bild angesichts großer Möglichkeiten!
Wenn du die freie Wahl hättest, wo möchtest du gerne leben?
Köln am Mittelmeer.
Vielen Dank für das Gespräch.
* Alle Fotos wurden von Christoph I. zur Verfügung gestellt.
1 Gedanke zu „Identität – Heimat ist, wo ich mit meiner Familie glücklich sein kann – Folge 09“