Der Begriff Intersektionalität geht zurück auf die US-amerikanische Juristin Kimberly Crenshaw und hat sich über den Globus verbreitet. Der Ansatz dient dazu, strukturelle Diskriminierung sichtbar zu machen, zu verstehen und sie abzubauen. In Teilen hat sich die Interpretation des intersektionalen Ansatzes jedoch verselbstständigt und verkehrt sich in ihr Gegenteil. In diesem Blogartikel erkläre ich, was intersektional bedeutet und wie wir konstruktiv damit umgehen können.
Was bedeutet Intersektionalität?
Kimberly Crenshaw ist eine US-amerikanische Juristin mit den Spezialgebieten institutionalisierter Rassismus im US-amerikanischen Recht und feministische Rechtstheorie. Entsprechend geht der von ihr geprägte intersektionale Ansatz zurück auf die Diskriminierung von Schwarzen und von Frauen im US-Justizsysem. Der intersektionale Ansatz beschreibt eine Mehrfachdiskriminierung: Eine Schwarze Frau kann als Schwarze, als Frau oder als Schwarze Frau diskriminiert werden. Dabei beeinflussen und verstärken sich die Diskriminierungskategorien gegenseitig.
Der Soziologe Ralf Dahrendorf hat sich in den 1970er Jahren mit einem ganz ähnlichen Phänomen im deutschen Bildungssystem beschäftigt. Den Begriff intersektional gab es damals noch nicht und doch beschreibt er genau das. Bei Dahrendorf war es die katholische Arbeitertochter vom Land, deren Chancen erheblich geringer waren als bei weniger religiösen Familien, bei Akademiker*innen, in der Stadt und sowieso für Söhne.
Beiden Ansätzen ist gemein, dass sich die Diskriminierungen gegenseitig beeinflussen und verstärken und nicht einfach nur addieren.
Die globalen Diskriminierungsklassen Sex, Class und Race
Sex (Körpergeschlecht), Class (sozio-ökonomischer Status) und Race (ethnischer Hintergrund) sind die drei großen, globalen Diskriminierungskategorien. Darüber hinaus gibt es weitere Kategorien wie Behinderung, Neurodiversität, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentiät oder Alter.
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Klassistische Diskriminierung
Das Phänomen der Bildungsbenachteiligung ist für Deutschland gut erforscht, aber leider bisher ohne dass sich etwas daran ändert. Die jüngste Iglu-Studie zeigt 20 Jahre Stillstand in Sachen klassistische Diskriminierung: Anstatt Unterschiede aufgrund der sozio-ökonomischen Herkunft auszugleichen und so allen Kindern die gleichen Chancen auf Bildungserfolg zu ermöglichen, verstärkt unser Bildungssystem diese Klassenunterschiede noch.
Während Körpergeschlecht und ethnischer Hintergrund für alle sichtbar sind, gehört Klassismus zu den unsichtbaren Diskriminierungskategorien. Ich sehen einem Menschen nicht an, aus welchem sozio-ökonomischen Hintergrund er kommt und welche Extra-Hürden die Person überwinden musste, um da anzukommen, wo sie heute ist.
Ethnische Diskriminierung
Ethnische Diskriminierung bedeutet, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres Phänotyps bewertet und hierarchisiert werden. Obwohl Hautfarbe, Form von Augen, Nase, Lippen oder die Haarstruktur eines Menschen keinerlei Einfluss auf die Intelligenz, den Charakter oder die Talente eines Menschen haben, wirkt der ethnische Phänotyp nicht nur stereotyp zuschreibend, sondern auch hierarchisierend.
Global haben es Weiße leichter als Schwarze. Dabei gibt es regionale und kulturelle Unterschiede. Die Situation Schwarzer in den USA kann nicht mit der in Europa gleichgesetzt werden. Und auch innerhalb Europas gibt es erhebliche kulturelle und rechtliche Unterschiede.
Kulturell bedingt gibt es weitere Zuschreibungen: Nicht jed*er indisch, chinesisch oder japanisch aussehende Mensch ist ein IT- oder Mathe-Genie, Schwarze können weder alle super tanzen noch sind sie automatisch Fußball- oder Basketball-Talente. Ähnliches gilt für Leute mit latein-amerikanischem Hintergrund.
In der Blogartikel-Serie „Heimat und Identität“ erzählen in Deutschland geborene und nach Deutschland migrierte Menschen von ihren Erfahrungen.
Geschlechtliche Diskriminierung
Die Sache mit dem Geschlecht ist komplex, weil um die Definition der Begrifflichkeiten derzeit heftig und vor allen Dingen ideologisch gestritten wird. Versuchen wir, uns der Sache sachlich zu nähern:
Das Wort Geschlecht kann vieles bedeuten. Laut Duden:
Geschlecht
1a: (von Lebewesen, besonders dem Menschen und höheren Tieren) Gesamtheit der Merkmale, wonach ein Lebewesen in Bezug auf seine Funktion bei der Fortpflanzung meist eindeutig als biologisch männlich oder weiblich bestimmt werden kann
1b: Gesamtheit der Lebewesen, die dasselbe Geschlecht (1a) haben
1c: Gender
2: Kurzform für Geschlechtsorgan
3a: Gattung, Art
3b: Generation
3c Familie, Sippe
4: Genus
Lassen wir die Bedeutungen drei bis vier außen vor und widmen uns den Bedeutungen 1 a/b und 2 im Vergleich zu 1c.
Der Duden schreibt in seiner Online-Ausgabe (19. Mai 2023) zu Gender:
Geschlechtsidentität des Menschen als soziale Kategorie (z. B. im Hinblick auf seine Selbstwahrnehmung, sein Selbstwertgefühl oder sein Rollenverhalten)
Es gibt also auf der einen Seite das Geschlecht im Sinne eines geschlechtlichen Körpers (1a, b und 2). Auf der anderen Seite gibt es das Gender (1c). Der Begriff Gender stammt aus der Soziologie und verweist auf kulturelle und sozialisierte Effekte von Geschlecht, Geschlechtervorstellungen und Geschlechterrollen. Ursprünglich war er das Gegenstück zu Sex, dem Körpergeschlecht.
Gender selbst ist inzwischen ebenfalls ein vieldeutiger Begriff. Kathleen Stock ermittelt in ihrem Buch „Material Girls“ vier Definitionen von Gender: als Synonym für Sex/Geschlecht, soziale Stereotype, soziale Rollenzuschreibung, Geschlechtsidentität.
Nicht zuletzt wegen der mitunter anzüglichen Mehrdeutigkeit des Wortes Sex und vielleicht auch, weil Leute nicht gerne über körperliches Geschlecht reden, hat sich immer mehr der Begriff Gender durchgesetzt und die Differenzierung verschwand.
Auch ich habe der Differenzierung zwischen Sex und Gender lange kein Gewicht beigemessen. Es bezeichnete ja die gleiche Gruppe von Menschen, die auf zwei Arten von Diskriminierung betroffen waren:
- wegen ihrer Körper und
- wegen ihrer sozialen Rollenzuschreibung.
Begriffe wie Gender Mainstreaming, Gendermedizin oder Gendersprache bedienen sich ebenfalls des Begriffs Gender, obwohl körpergeschlechtliche Aspekte im Vordergrund stehen.
Meine Einschätzung änderte sich, als ich die Konflikte zwischen Feminist*innen, LGBs und Trans-Aktivist*innen beobachtete, die immer aggressiver und ideologischer wurden. Dabei stellte ich fest, dass genau an dieser Verschmelzung unterschiedlicher geschlechtlicher Kategorien im Begriff ‚Gender‘ enormes Konflikt- und Diskriminierungs-Potenzial steckt.
Geschlecht und damit geschlechtliche Diskriminierung findet auf unterschiedlichen Ebenen statt, die wir in Kategorien eigens benennen und trennen müssen:
Körpergeschlecht: Frauen und mit Vulva geborene Interpersonen werden aufgrund ihres Körpers diskriminiert, anders sozialisiert, bekommen weniger Räume, Rechte und strengere Regeln, werden stärker von Männern kontrolliert, gehören Männern und haben keine eigenen Rechte. XX-Föten werden häufiger abgetrieben.
Auch Männer werden aufgrund ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale anders behandelt und mit Rollenerwartungen konfrontiert, die nicht immer passen müssen. In einer patriachalen Welt stehen sie hierarchisch jedoch über den Frauen.
Eine besondere Form der geschlechtlichen Diskriminierung erfahren intergeschlechtliche Menschen, also Menschen, die mit gemischtgeschlechtlichen Körpern geboren werden.
Sexuelle Orientierung: Lesben, Schwule und bisexuelle Menschen werden diskriminiert, weil sie nicht in die hetero-normative Matrix passen. Um Crenshaws Ansatz hier anzuwenden: Eine lesbische Frau kann als Frau, als Lesbe oder als lesbische Frau diskriminiert werden.
Geschlechtsidentität: Geschlechtsidentität ist eine gefühlte Zugehörigkeit zu einer Geschlechterkategorie. Das betrifft insbesondere Personen, bei denen die empfundene Geschlechtszugehörigkeit und das Körpergeschlecht zu verschiedenen Geschlechterkategorien gehören (Transgender) oder die sich keine Kategorie zugehörig fühlen (nicht-binär).
Was unter den Begriff „trans“ fällt, ist nicht eindeutig definiert und hat sich seit den 1980er Jahren erheblich verändert. Während in den 1980er Jahren Transsexuelle Personen waren, die ihren Phänotyp mittels Medizin so weit wie möglich an das Identitätsgeschlecht angeglichen haben, ist die heutige Definition sehr viel offener und auch ungenauer.
In der jüngeren Zeit überstrahlt das Thema Transgender viele Diskurse um Geschlechtergerechtigkeit und das ist problematisch. In den radikalen Auslegungen verkehrt es die gute Absicht des intersektionalen Ansatzes in ihr Gegenteil.
Das Rad der Macht und der Privilegien
„The Wheel of Power and Privilege” von der kanadischen Illustratorin Sylvia Duckworth habe ich zunächst begeistert aufgenommen und geteilt. Es geht zurück auf ein anderes kanadische Modell vom Canadian Council of Refugees.
Als ich mir aus diesem Modell eine Übung für ein Anti-Bias-Training ableiten wollte, fielen mir strukturelle Fehler auf. Erstens ist das Modell sehr auf den nordamerikanischen Kulturraum ausgerichtet. Das passt nicht überall zum deutschen Kulturraum. Und zweitens vergisst das Modell, zwischen Sex, Gender und sexueller Orientierung angemessen zu differenzieren. Sex – eine der zentralen globalen Diskriminierungskategorien – ist verschwunden und wird Gender untergeordnet.
Das ist fatal und meiner Meinung nach eine der Hauptursachen für die unerbittlichen und hasserfüllten Konflikte rund um Transgender in mehreren Ländern.
Ich habe also das Konzept überarbeitet, auf den deutschen Kulturraum übertragen und Körpergeschlecht, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität als eigenständige Kategorien behandelt. Birgit Jansen von Bürgie hat meine Überlegungen in eine neue Illustration gegossen. Gemeinsam haben wir das Ergebnis unter die Lizenz CC-BY-ND 3.0 DE gestellt. Das bedeutet, unter Angabe der Quelle, mit Link auf meine Seite und ohne die Grafik zu verändern, darfst du sie verwenden. https://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/de/. Bei Newsletter-Anmeldung gibt es die Grafik zum Download.
Was hat das „Rad der Macht und der Privilegien“ mit Intersektionalität zu tun?
Der intersektionale Ansatz hilft uns zu verstehen, dass wir alle in bestimmten Bereichen privilegiert und in anderen diskriminiert sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir unsere Privilegien oft gar nicht wahrnehmen. Wenn wir diskriminiert werden, fällt uns das dafür umso deutlicher auf.
Wenn du dich in diesem Rad verorten sollst, wirst du vermutlich sehen, dass du privilegierter bist, als du zunächst angenommen hast. Oder du siehst, dass du in manchen wichtigen Bereichen zwar diskriminiert wirst, in anderen dafür aber Privilegien genießt. Im besten Fall führt das dazu, dass du etwas geduldiger, empathischer und reflektierter mit Menschen umgehst, deren Diskriminierungsmomente du vorher nicht richtig wahrgenommen hast.
Im schlechtesten Fall benutzt du das Rad und machst daraus ein Diskriminierungsranking, bei dem du dich selbst als die diskriminierteste aller Personen siehst. Das wäre eine egozentrische, destruktive und anti-emanzipatorische Herangehensweise.
Kritik am Modell „Rad der Macht und der Privilegien“
Im April 2023 habe ich mein „Rad der Macht und der Privilegien“ auf Linkedin geteilt und hatte den erfolgreichsten Post ever. Fast 100.000 Ansichten in kürzester Zeit. Offenbar habe ich damit einen Nerv getroffen. In den Kommentaren gab es auch ein paar kritische Stimmen zu dem, was im Modell fehlt. Ein Modell ist ein Modell ist ein Modell. Es ist nicht vollständig. Modelle müssen immer Entscheidungen treffen und reduzieren, damit sie übersichtlich und handhabbar bleiben. Wollte es sämtliche Diskriminierungen und biografischen Möglichkeiten erfassen, wäre es kein Modell mehr und wir landen irgendwann bei 8 Milliarden Individuen. Bitte sei also nachsichtig, wenn dir etwas fehlt.
Altersdiskriminierung
Ohne Zweifel werden Menschen aufgrund ihres Alters diskriminiert. Und dennoch habe ich Altersdiskriminierung aus dem Modell bewusst weggelassen. Denn sie lässt sich nicht in dieser linearen dreigliedrigen Struktur abbilden.
- werden sowohl junge wie auch alte Menschen diskriminiert
- werden Frauen anders altersdiskriminert als Männer. Frauen haben eigentlich ihr Leben lang das falsche Alter: könnten schwanger werden, haben kleine Kinder, haben zu wenig Führungserfahrung, weil wegen Kinder in Teilzeit gewesen. Das kommt zu „zu jung“ oder „zu alt“ zusätzlich dazu.
- hängt die Altersdiskrimnierung stark von jeweiligen Kontexten ab.
Reduktion für die Übersichtlichkeit
Desweiteren fehlen in den Tortenstücken manchmal Begriffe.
Zum Besipiel fehlt die Meister*in, die als Aufstiegsabschluss im dualen Bildungssystem Deutschlands einem FH-Abschluss gleichgestellt ist. Ebenso die Techniker*in und die Fachwirt*in und vermutlich noch ein paar mehr Bezeichnungen auf ähnlichem Level. Damit wird vielleicht schon klar, warum ich das weggelassen habe. Weil es zu voll und damit zu unübersichtlich wird. Solche Details sollten auf der Tonspur, also mündlich in der Arbeit mit der Grafik geklärt werden.
Gleiches bei der sexuellen Orientierung. Hier fehlen pan- und bisexuell. Und was ist asexuell oder welchen anderen Varianten sexueller Orientierung es noch geben mag? Du siehst: Wollte ich alles abbilden, wäre die Grafik zu vollgestopft und nicht mehr gut zu handhaben.
Diskutieren lässt sich auch, ob das Englisch-Niveau als eigene Kategorie aufgeführt werden sollte. Einerseits ist es die internationale Business-Sprache. Andererseits gibt es auch viele Berufe, die fast kein oder gar kein Englisch benötigen und in wieder anderen Bereichen ist es eher vorteilhaft, eine Sprache wie Arabisch oder Türkisch zusätzlich zu Deutsch zu können.
Meine Empfehlung. Wenn du selbst von einer solchen Feinheit betroffen bist, sortiere die gefühlt dort ein, wo es für dich am besten passt.
Wie intersektional ist die queerfeministische Intersektionalität?
In letzter Zeit ist immer wieder von Feminismus, Radikal-Feminismus, Anti-Feminismus, Queer-Feminismus oder intersektionalem Feminismus die Rede. Auf unterschiedliche feministische Sichtweisen und Strömungen einzugehen, wäre ein eigener Blogbeitrag oder gleich das Buch von Lucy Delap: Feminisms – also Feminsmen (Der deutsche Titel ist leider bescheuert).
Ich möchte mich hier nur mit dem Aspekt „intersektionaler Feminismus“ beschäftigen. Unter dieser Verschlagwortung werden teilweise Texte und Thesen produziert, die den intersektionalen Ansatz in sein Gegenteil verkehren. Und bei denen ich auch Probleme habe, sie noch als feministisch zu markieren.
Ja, es ist richtig, auch Männer in den Feminismus einzubeziehen. Wenn ich Feminismus als emanzipatorisches Gegenmodell zu Patriarchat begreife, dann fordert Feminismus alle Menschen aller Geschelchter dazu auf, sich von stereotypen Rollenbildern zu befreien.
Aber es ist grundfalsch, die Diskriminerungskategorie Sex zu leugnen oder sie Gender unterzuordnen. Eine solche Sichtweise ignoriert die weltweite Diskriminerung von XX-Personen sowie von Interpersonen, die mit Vulva geboren werden. Sie werden nicht wegen ihrer Identität diskriminiert, sondern wegen ihres geschlechtlichen Phänotyps und wegen ihrer potenziellen Gebärfähigkeit. Sie haben weniger Rechte, weniger Räume, strengere Regeln und Kontrolle über ihr Leben.
Was kann der intersektionale Ansatz?
Der intersektionale Ansatz trägt dem Rechnung, dass ein Weißer Mann aus sozio-ökonomisch schwierigen Verhältnissen, mit geringen Deutschkenntnissen, ohne Aufenthaltsstatus ebenfalls eine mehrfach diskriminierte Person ist.
Intersektionalität trägt dem Rechnung, dass eine Person auf allen drei Ebenen – Körper, Identität und sexuelle Orientierung – diskrimiert werden kann. Und sie verhindert, dass eine wohlsituierte erfolgreiche Weiße Transfrau plötzlich als diskriminierter gilt als eine geburtsgeschlechtliche Frau und Mutter, die früh Verantwortung in der Familie übernehmen musste, weshalb sie keine Karriere machen konnte und darüber hinaus in einer gewalttätigen Ehe gefangen ist, weil sie finanziell abhängig ist.
Eine Schwarze Person aus reichem, gebildetem und bestens vernetztem Elternhaus, die selbst einen hohen Bildungsabschluss hat, die Landessprache beherrscht und Eigentum besitzt, wird immernoch wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert, hat aber in anderen Diskriminerungsklassen erhebliche Privilegien.
Der intersektionale Ansatz soll uns also helfen, strukturelle Mehrfachdiskriminerung zu erkennen und unsichtbare Diskriminierungskategorien sichtbar zu machen. Aber er dient nicht dazu, einen Diskriminerungswettbewerb zu veranstalten.
Update am 27. Oktober 2023:
Auch die Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion wird im Rad nicht thematisiert. Denn auch sie lässt sich – wie das Alter – nicht eine dreigliedrige Hierarchie bringen. Es gibt vielfältige, unterschiedliche und widersprüchrliche Diskriminierungen. Das Modell kann nicht alles abbilden. Aber es kann uns helfen, tiefer zu denken, Strukturen zu hinterfragen und uns immer wieder an die moralische Grundlage zu erinnern: die universellen Menschenrechte.
Bild: Grafik Birgit Jansen nach Inhalten von Sigi Lieb
Vielen Dank für den tollen Artikel! Vor allem das Rad finde ich sehr wertvoll für die eigene Reflexion und die Reflexion in der Gruppe.
Eine Anmerkung habe ich: Ich würde nicht den sexistischen Begriff der „Muttersprache“ gebrauchen, sondern den neutralen Begriff der „Erstsprache“ verwenden.
Vielen Dank liebe Sigi für diesen wertvollen Beitrag. Ich werde ihn bookmarken und bei Bedarf gerne verlinken.